07.12.2016 / komba gewerkschaft nrw

komba Reportage: Interkulturelle Kompetenz in der Verwaltung?!

Foto: © privat
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Ein Austausch, der bereichert

Es gibt viele Ansätze hin zu mehr interkultureller Öffnung im öffentlichen Dienst und ebenso eine Vielzahl an Gründen für eine solche. Bei allem ist die interkulturelle Kompetenz jedes Einzelnen eine wichtige Grundvoraussetzung, um den Blick für kulturelle Unterschiede zu schärfen und kulturspezifischere Verhaltensmuster kennenzulernen. Genauso entscheidend ist eine große Portion Neugierde und Offenheit.

Diese Beweggründe hatte auch Sophia Elbers aus Hamm. Sie entschied sich während ihrer Ausbildung bei der Stadtverwaltung Hamm, an einem Pilotprojekt zum interkulturellen Kompetenztraining teilzunehmen. Mit einer Gruppe aus weiteren Auszubildenden und Vertretern der Stadt machte sie sich dazu auf den Weg nach Istanbul. „Ich fand es spannend, unterschiedliche Systeme kennenzulernen, etwas über die Arbeitsweise dort zu lernen, sich mit anderen auszutauschen und mal rauszukommen aus der deutschen Arbeitswelt. Deshalb habe ich diese Chance ergriffen“, erklärt Sophia ihre Motivation genauer.

Öffnung des öffentlichen Dienstes für andere Kulturen
Der Anteil der Beschäftigten mit Migrationshintergrund im öffentlichen Dienst ist, gemessen an ihrem Anteil an den Erwerbstätigen in Deutschland, noch gering. Allerdings nimmt die Bedeutung aufgrund des demografischen Wandels und des absehbaren Fach- und Nachwuchskräftemangels zu, den öffentlichen Dienst für verschiedene Kulturen zu öffnen.

Und es gibt gute Gründe für die Einstellung von Menschen mit Migrationshintergrund im öffentlichen Dienst. Zum einen ist unsere Bevölkerung vielfältig. Warum sollte sich diese Vielfalt nicht in der Zusammensetzung des Öffentlichen Dienstes widerspiegeln? Zum anderen erhöht sich die Kreativität durch eine Vielfalt der Sichtweisen, Erfahrungen und Kenntnisse. Ein dritter Grund, der damit zusammenhängt: Effektivität und Qualität der Dienstleistungen in den Verwaltungen können durch eine verbesserte Kundenorientierung und den Zugang zu sämtlichen Gruppen gesteigert werden. Denn Beschäftigte mit Migrationshintergrund können wichtige Brückenbauer zwischen Bürgern und Verwaltung sein. Auch für die Beschäftigten ist es wichtig, den Kulturkreis ihrer Kundinnen und Kunden zu kennen.

Diese Erfahrung teilt auch Sophia: „30 Prozent der Bevölkerung in Hamm hat einen Migrationshintergrund, darunter sind viele türkischstämmige Bewohnerinnen und Bewohner. Mit dem interkulturellen Kompetenztraining konnten wir das Leben und die Kultur kennenlernen. Das erleichtert unsere Arbeit mit türkischen Besucherinnen und Besuchern der Stadtverwaltung und ist darüber hinaus auch eine persönliche Bereicherung.“

Arbeitsalltag in Istanbul und kultureller Austausch
Um einen Eindruck von der Arbeitsweise innerhalb der Verwaltung zu bekommen, statteten die deutschen Gäste den Gastgebern während ihres Aufenthaltes einen Besuch am Arbeitsplatz ab. „Fast alle Mitarbeiter sitzen in Großraumbüros. Dort waren rund 30 Leuteuntergebracht. Die Atmosphäre war sehr laut und quirlig, aber trotzdem funktionierte die Arbeit“, erinnert sich Sophia.

Auch in der Gestaltung des Arbeitsalltages erkannte Sophia Unterschiede zum öffentlichenDienst in Deutschland. „Die Arbeit beginnt um halb 9. Gleitzeit gibt es nicht. Wer zu spät kommt, bekommt die Zeit am Monatsende vom Gehalt abgezogen. Auch die Urlaubstage sind in Deutschland mit 30 Tagen gegenüber der Türkei mit 18 Tagen großzügig“, erläutert die junge Frau. In Gesprächen mit ihren türkischen Kolleginnen und Kollegen erfährt sie darüber hinaus einiges über Land, Leute und Kultur. „Am Anfang hatten wir große Probleme, miteinander zu kommunizieren. Die Sprachbarrieren waren zu groß. Mit Händen und Füßen klappte es dann doch. Und zum Abschluss unseres Aufenthaltes mixten wir wie selbstverständlich deutsche und türkische Begriffe“, berichtet sie. Auch ihr Verständnis der türkischen Kultur hat sich durch den Erfahrungsaustausch gewandelt. „Ich bin froh, dass wir mit den Frauen beispielsweise so offen über ihr Religionsverständnis und ihre Beweggründe diskutierten konnten, warum manche von ihnen Kopftuch tragen und andere nicht“, erzählt die junge Frau.

Inzwischen hat Sophia ihre Ausbildung beendet und arbeitet im Amt für schulische Bildung der Stadt Hamm. Die Erlebnisse und Erfahrungen helfen ihr auch in der aktuellen Position. Sie ist froh, Teil dieses Pilotprojektes gewesen zu sein und empfiehlt jedem, der die Möglichkeit zu einem solchen Projekt in der eigenen Kommune hat, unbedingt teilzunehmen. 

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